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Tag 40 (30.06.2016): Badetag!

Gegen 10:00 Uhr wachen wir auf, wobei „wir“ zu differenzieren ist: vielmehr wacht Malu als erste auf und weckt mit quietschvergnügtem Getätschel erst Mama, dann Papa und irgendwann und viel später verlässt Lani widerwillig ihre Schlummerwelt.
Die Temperatur in Oscar lässt Rückschlüsse auf die Wetterbedingungen vor der Tür zu und hebt zugleich die verschlafene Stimmung auf ein Maximum. Bereits mit dem ersten Spalt beim Öffnen des Verdunklungsrollos wird klar: mehr Sonne geht nicht! Es ist kein einziges Wölkchen zu sehen, es weht ein leichter Wind vom offenen Meer in die Bucht und eine sanfte Brandung zaubert weiße Schaumkronen in das Azurblaue Wasser.
Die erste Aufmerksamkeit gilt der Kamera: hat alles geklappt? Ist die Aufnahme etwas geworden? Gespannt „lunst“ die ganze Familie auf die Vorschau auf dem Smartphone-Display und amüsieren sich köstlich über das heimliche Treiben der Schafe in der aufgehenden Sonne.

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Um uns herum sind fast alle Wohnmobile bereits wieder unterwegs – ohne jegliches Zutun missachten wir offenbar das heimliche Camper-Gebot, um Punkt 09:00 losfahren zu müssen.
Wir genießen unser Frühstück in seliger Ruhe, Waschen unser Geschirr ab, räumen wieder einmal alles auf und schon ist es 12:00.
Ich beschließe, gemeinsam mit Lani und Malu noch einen „Mini-Ausflug“ hinunter ans Wasser zu machen. Zugegebenermaßen beschäftigt mich den ganzen Morgen bereits die Frage, ob es eine unfassbar blöde Idee wäre, hier ins eiskalte Wasser zu hüpfen oder ob ich mich zu Tode ärgere, wenn ich genau das nicht tue.

Annika kommt nun ebenfalls mit hinunter und will sich derweil um Malu kümmern, während Lani und ich uns eine gesunde Basis für eine nette Erkältung schaffen.

Ohne lange zu Fackeln schnappe ich Lani und gemeinsam mit ihr auf dem Arm flitzen wir in das kristallklare Wasser. Die Wassertemperatur als „frisch“ zu bezeichnen, wäre glatt gelogen: es ist unfassbar kalt – im ersten Moment. Nach einem kurzen Eintauchen in der erstbesten Welle trage ich Lani zurück zum Strand, kehre allerdings noch einmal zurück, um mit einem Hechtsprung noch einmal komplett ins Wasser einzutauchen.

Zurück am Ufer freue ich mich wie ein kleines Kind über diesen Grad von Lebendigkeit und drehe erneut um, um nochmals ins Wasser zu springen. Kalt ist mir nicht mehr und vermutlich sind die Unterschiede zwischen Wassertemperatur und Lufttemperatur abzüglich Windchill auch nicht einmal so groß.

Schließlich siegt doch die Vernunft und ich wickle mich in mein Handtuch ein. JETZT wird es auch plötzlich wieder warm. So kalt war das also. Auf Lani hingegen bin ich ziemlich stolz.

Knapp hinter unserem Wohnmobil ist eine Wasserzapfstelle. Warum auch immer, ist das Wasser für etwa 30 Sekunden lau warm – vermutlich sieht die schwarze Rohrleitung auf einem Teilstück ein bisschen Sonne und heizt sich und das Wasser auf. Wir betanken unsere Solardusche mit dem warmen Wasser und duschen uns kurz hinter Oscar das Salz von Haut und Haaren. So wäre der Familienwaschtag bereits auch schon zu 50 % erledigt! ?

 

Im zweiten Anlauf wird nun wirklich alles verstaut und wir fahren los. Es ist etwa 13:30 Uhr und unser Ziel ist Nusfjord. Wir müssen den Weg, den wir gestern gekommen sind wieder zurückfahren – in Uttakleiv endet die Straße. Bevor wir losfahren überlege ich dann doch noch, ob ich nicht vielleicht doch wieder in die Badehose schlüpfen sollte – nur so rein prophylaktisch und falls uns noch ein weiterer traumhafter Küstenabschnitt in den Weg springt. Aber ich belasse es schlussendlich doch bei der konventionellen kurzen Hose und dem T-Shirt, denn der erste potentielle Grund um erneut anzuhalten und ins Wasser zu hüpfen lauert bereits nach wenigen Metern und auf der anderen Seite des Tunnels und würde den weiteren Tagesablauf gefährden.

In der Tat sieht es in Haukland mit Sonnenschein und im Vergleich zum gestrigen Abend noch einmal um ein Vielfaches charmanter aus. Und während wenige Meter zuvor noch tatsächlich gar nichts los ist, tummeln sich – für norwegische Verhältnisse kann man in dem Fall von „tummeln“ reden – hier bereits die Badegäste. Mit wehmütigen Blicken folgen wir der kurvigen Straße wieder weiter ins Landesinnere. Wir durchfahren Leknes und nutzen noch schnell die Möglichkeiten für Ver- und Entsorgung an der dortigen Tankstelle.

 

Mit jedem weiteren Meter in Richtung der Südspitze der Inselgruppe nimmt die Fahrbahnbreite gefühlt ab und man merkt, dass diese Europastraße keine Durchgangsstraße ist. Wir folgen der E10 entlang des „Flakstadpollen“ – eine etwa 3,5 Kilometer in die Insel Flakstadøya hineinragende flache Bucht, an dessen Ende eine Seitenstraße in Richtung Nusfjord abzweigt und genau dort wollen wir hin.

Unterwegs treffen wir auf ein Paradebeispiel norwegischer Gelassenheit: am nicht existenten Straßenrand ist das Auto geparkt, die Insassen befinden sich ungefähr fünf Meter daneben und frönen auf einem einzelnen großen Stein im Sonnenschein dem Volkssport „Einweggrillen“. Von stetigem Verkehrslärm kann man hier zwar nicht reden, aber trotzdem fährt alle Nase lang ein Auto fast durch den Grill – das aber zumindest langsam, denn es muss ja immerhin das geparkte Fahrzeug umzirkeln…

Kurze Zeit später landet man in Nusfjord – der dorfeigene Busparkplatz lässt schon auf eine touristische Attraktion schließen. Der Parkplatz für PKW und Wohnmobile liegt wiederum charmant auf einer „kleinen“ Anhöhe am Hang oberhalb des Hafens – was ein Glück, hat Oscar eine gewisse Bodenfreiheit, die aber mit der Auffahrt bis fast aufs letzte ausgereizt wird.

Nusfjord ist eines der ältesten und am besten erhaltenen Fischerdörfer und blickt auf eine lange Fischereitradition zurück. Das Dorf befindet sich heutzutage in Privatbesitz – weshalb es unter den Einheimischen verpönt ist, wie uns unsere „Informantin“ im Vorfeld berichtet hat. Im Sommer wird es als Freilichtmuseum bewirtschaftet: von der Transiederei bis zum Sägewerk wird hier für die Besucher tatsächlich alles mehr oder weniger künstlich am Leben gehalten, was früher einst den normalen Alltag bedeutete. Die traditionellen Fischerhütten – „Rorbua“ genannt – kann man heute als Ferienunterkunft mieten, es gibt ein Restaurant, ein Café – ein anderes Gebäude beheimatet sogar Meeting- und Konferenzräume.

Es ist 17:00 als wir brav an der Kasse des Museumsdorfes unseren Obolus für den Eintritt entrichten, doch leider war die Kasse wohl das letzte was geöffnet hatte, denn alle anderen Attraktionen waren bereits geschlossen. Einzig der „Landhandel“ und das Restaurant empfangen noch konsumwillige Touristen, während sich das Café eher fest in der Hand der Möven befindet.

Dennoch ist alleine das Ensemble der Holzhäuschen und das Dorf an sich malerisch schön – auch ohne zusätzliche Attraktionen. Nach einem ausgedienten Rundgang machen wir uns auf den Rückweg zu Oscar.












Unser Weg führt wieder zurück auf die Straße entlang der Bucht, von der wir wenige Stunden zuvor abgebogen sind und anschließend nach Flakstad. Die angesammelte Menge an Schmutzwäsche begrüßt ebenfalls unsere Entscheidung, eine Nacht auf dem dortigen Campingplatz zu verweilen. Bereits beim Befahren des Geländes erzählt mir Annika, dass sie glaubt, dass hier ebenfalls die „Campofanten“ übernachten: ein Paar mit Hund und einem zum Wohnmobil umgebauten Mercedes „Kurzhauber“, deren Reiseblog und Position wir schon seit längerem verfolgt haben. Und so ergibt es sich, dass wir für Oscar nur wenige Meter hinter „Fanti“ ein Plätzchen finden. Nach kurzem Sortieren, Waschmaschine kapern und Abendessen haben wir uns auch schon mit Robby, Stefan und vor allem Emily zum Gassi gehen am Strand verabredet. Fast zwei Stunden laufen wir fröhlich quatschend unter der wolkenverhangenen Abendsonne an der Wasserlinie entlang, bis uns einsetzender Regen dann doch final in die jeweiligen Gefährte zurück vertreibt. Ein sehr lustiger Abend geht zu Ende.

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