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Tag 8 (29.05.2016) – Wir setzen über – Norwegen, wir kommen!

Um 5:30 Uhr klingelt der Wecker und wider Erwarten sind wir um 6:25 Uhr auf dem Weg in Richtung Fährterminal in Hirtshals. Auf dem Weg füllen wir den Tank noch bis zur absoluten Oberkante mit Diesel – weiß man doch um die Kraftstoffpreise in Norwegen…

In Hirtshals angekommen gehören wir für uns gänzlich untypisch mit zu den ersten paar Wartenden. Die Zeit wird genutzt um die vorher noch in Schlafanzügen in die Kindersitze gepackten Zwerge anzuziehen und um gemeinsam zu frühstücken. Mit vollbestücktem Frühstückstisch checken wir ein, um kurze Zeit später in der zugewiesenen Spur – bereit für die Verschiffung – weiter zu futtern.


Gegen 08:00 kommt Leben in den Fährhafen als die MS Bergensfjord anlegt. Noch während die letzten Fahrzeuge aus dem Bauch der Fjordline-Fähre rollen, fahren die Ersten bereits wieder hinein. Wir sind die vorletzte Spur, die verladen wird und um 08:55 ziehen wir die Handbremse im Bauch der Fähre an.

Noch während wir uns den Weg zum Oberdeck bahnen legt die Fähre ab und ist auf dem Weg in Richtung offenes Meer.
Wir vertrödeln die erste Stunde auf dem Achterdeck (hinten oben), machen Fotos, hüpfen über den Helikopterlandeplatz und lassen uns vom Wind durchpusten, bis sich die Bewölkung zuzieht und wir uns komplett verfroren ein Plätzchen in einer Lounge suchen.

Angestachelt durch die Begegnung von Lani mit der AIDAdiva in Warnemünde vor wenigen Wochen, fragt sie uns Löcher über das Schiff in den Bauch, die wir alle zu beantworten versuchen. Was sogar mich beeindruckt, ist die Tatsache, dass das Schiff mit LNG (also Flüssiggas) fährt. Hut ab, habe ich mich in den letzten Tagen und freien Minuten doch noch Zuhause in die Umweltsauerei „Kreuzfahrt“ eingelesen…
Die viereinhalb Stunden vergehen (aus Erwachsenen-Sicht) verhältnismäßig schnell. Das Einlaufen in Langesund ist vermutlich das Highlight, denn nüchtern betrachtet würde jeder andere hochseeunerfahrene Mitteleuropäer bestimmt das gleiche denken wie wir: DAS PASST NICHT!
Natürlich passt es doch, trotzdem sieht es auf den ersten Blick aus dem Fenster aus, als habe sich der Kapitän vertan und habe versehentlich das Fährterminal mit dem Tretbootverleih verwechselt: linksseits liegen kleine (Fischer-) Boote, Bötchen und Yachten am Anleger und rechts scheinen ein paar bewachsene Felsen zum Greifen nah. Das eigentliche „Einparkmanöver“ sehen wir leider nicht, da wir zurück zu Oscar müssen und uns zum Ausfahren bereit machen, aber vermutlich gleicht es einem Tanz auf der Briefmarke (zumindest tut es das in meiner Vorstellung).
Einen mürrischen Zollbeamten später sind wir tatsächlich in Norwegen angekommen, nur das wir von einem Tross norwegischer Sattelzüge, die es offensichtlich eilig haben und sich logischerweise wesentlich besser auskennen als wir, verfolgt werden. Wir retten uns in eine Haltebucht, warten bis der Fahrzeugstrom aus der Fähre abreißt und wir uns sortiert haben. Norwegen empfängt uns wettertechnisch mit einer ungefähr ähnlichen Stimmung wie der Zöllner: mürrisch! Es ist grau und es macht den Anschein, als ob es jeden Moment anfängt zu regnen. Und das tut es dann auch.
Das erste Ziel für das Navi ist die grobe Richtung Kristiansand. Nach etwa 20km entscheiden wir uns für einen kurzen Boxenstopp. Einmal nach Größe sortiert tanken: einmal Milch (von Mama), einmal Kakao (wie von Mama), zweimal Cappucino. Dabei vergleichen wir abwechselnd unterschiedliche Reiseführer und Apps mit dem dazugehörigen Wetterbericht. Aufgrund des Wetters, der Vorhersage und anhaltenden ruhigen Schnarchgeräuschen auf den Rückbänken verwerfen wir noch in der Anfahrt das zunächst ausgewählte Ziel Grimstad und peilen nun doch Kristiansand an, um das kurze Zeit später doch erneut zu verwerfen und dann das Kap Lindesnes anzusteuern.
Das letzte Stück der Zufahrt zum südlichsten Punkt Norwegens gleicht einer akzeptablen Rallyestrecke und ist beim besten Willen als maximal „einspurig“ zu bezeichnen. Der gemeine Norweger sieht das allerdings anders und fährt munter drauf los – es wird schon passen. Nach der dritten „Fast“-Sanierung des linken Außenspiegels hat man sich daran gewöhnt und holt entweder tief Luft und fährt mit dem Rechten Radpaar auf dem letzten Zipfel Asphalt, oder man hält an. In den seltensten Fällen geschieht letzteres andersherum.
Wir erreichen Kap Lindesnes gleichzeitig mit den letzten Regentropfen. Wir rangieren uns zwischen andere belgische, niederländische und deutsche Wohnmobile und kurze Zeit später beginnt der Himmel aufzuklaren.


Als um 21:30 und nach dem Abendessen immer noch alle (!) Gemüter gut gelaunt sind, entscheiden wir uns für einen kurzen Ausflug auf den Hügel zum Leuchtturm hinauf. Als wir oben angekommen sind, werden wir von der Sonne belohnt, die sich gerade im letzten Moment Ihren Weg durch die Wolkendecke bahnt und zum Untergang ausholt. In grellem Abendrot sitzen alle kleinen und klitzekleinen Kaiser auf den Felsen und starren gen Nordwesten.
Im Gegenlicht glauben wir, in der vor uns liegenden Bucht drei größere Fische zu sehen – sind das am Ende sogar drei Wale? Nein, sind es nicht: Google Earth klärt uns auf, dass dort ein Felsen unter der Wasseroberfläche liegt, der wohl bei Ebbe leicht herausschaut. Schade.
Unser erster Tag in Norwegen neigt sich dem Ende. Gegen Mitternacht ist das Umgebungslicht ungefähr auf dem Level von heimischen 21:30. Sehr schön – bereits jetzt schon eine ganze Spur heller als in Dänemark!

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