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Tag 10 (31.05.2016) – Wir sind angepisst: Was(ser) soll das?

Wir fahren immer noch über eine einspurige Passstraße in Richtung Egersund, als der Tag anbricht – zumindest auf der Uhr. Es ist mein Geburtstag und draußen war es nie wirklich dunkel. Ich bekomme ein Geburtstagständchen von Lani und Annika gesunden, Oscar singt im dritten Gang mit viel Umdrehungen bergauf mit. Malu ist vor Annikas Bauch bereits auf unserer erfolglosen Suche nach dem Ruggesteinen eingeschlafen.
Für die letzten Kilometer bis zu unserem Ausweichziel sollten wir noch etwa 20 Minuten benötigen –  so meint es das Navi. Aber teilweise fahren wir mit 30 km/h den Berg hinauf und mit 50 wieder hinunter und so ist auch Lani bereits eingeschlafen, als wir den Motor abstellen.
Wir sind angekommen. Als mir Annika (die den Stellplatz von früheren Norwegen-Aufenthalten kennt) erzählen will, wie schön er sei, weht uns ein beißend „fischiger“ Geruch um die Nase. Ich bin kurz davor, doch bis Stavanger weiter zu fahren, lasse mich aber von Annika überzeugen, dass wir stehenbleiben.
Mit meinem ersten Augenaufschlag erblicke ich zwei strahlende Teddy-Knopf-Augen, die mir offenbar auch zum Geburtstag gratulieren wollen: Hallo Malu!

Stahlen tut ebenfalls die Sonne: es ist auch für heimische Verhältnisse ein herrlicher Sommertag! Wir parken um, so das Oscar genau vor einer Parkbank steht und wir draußen frühstücken können. Die Mädels überraschen mich mit einer improvisierten Geburtstagstorte aus Mini-Muffins, Erd- und Blaubeeren. In den Muffins stecken blaue „Glitzer-Kerzen“ und in Oscar tanzen ein paar Luftballons im Wind.

Wir lüften alle Bettdecken, Kissen und Matratzen. Einzig unser Klo-Tank müsste mal ausgeleert werden –  es riecht ein wenig „abgestanden“. Als ich die Klappe öffne, um den Tank zu entnehmen, wird mir im selben Augenblick klar, woher der „fischige“ Geruch in der Nacht stammen könnte: das Fach steht am Boden voll mit dem Zeug, was eigentlich IM Tank sein sollte. Aber irgendwie ist wohl der Füllstutzen nicht fest genug zugeschraubt gewesen. Zum Glück haben wir vor Fahrtantritt ausgemacht, dass in Oscar nur kleine Geschäfte verrichtet werden und in Anbetracht der (grünen) Reinigungsflüssigkeit ist es nur zu 50 % ekelhaft. Wir sind angepisst! Aber einen Waschgang und eine Sagrotan-Flutwelle später ist das Malheure beseitigt.


Wir fahren weiter auf der Nordseestrasse  in Richtung Stavanger. Es ist inzwischen wieder einmal später geworden, weshalb wir beschließen den morgigen Tag komplett in Stavanger zu verbringen und jetzt gemütlich einen Stellplatz nördlich von Stavanger anzufahren – dem in Stavanger direkt befindlichen Campingplatz eilen eine so große Zahl an negativen Rezensionen voraus, dass wir es erst gar nicht in Erwägung ziehen, dies am eigenen Leib zu überprüfen.
Und so entscheiden wir uns für „Sokn Camping“. Auf dem Weg dorthin, wird man mit einer Vielzahl norwegischer Kreisel konfrontiert, die außer in ihrer Größen (maximal zweispurig) gefühlt französischen in nichts nachstehen. Vermutlich ist „Entschlossenheit“ die eiserne und alleingültige Vorfahrtsregel – wir halten uns eher vorsichtig bedeckt am äußeren Rand und blinken bei jeglicher Form von Kurswechsel.
Dass der von uns gewählte Stellplatz tatsächlich auf einer nördlich vorgelagerten Insel liegt, wird uns klar, als wir feststellen, dass der Tunnel in den wir gerade hineingefahren sind über 8 % Gefälle verfügt. Das Navi verrät, dass der Tunnel eine Länge von 8 Kilometern aufweist – das ist der Moment in dem uns komisch wird. Oscars Bremsen sind bereits nach einem Viertel heiß, und das Gefälle ist zu hoch, als dass im vierten Gang die Motorbremse wirksam wäre. Im dritten Gang lässt sich das ganze halbwegs kontrollieren ohne Gefahr zu laufen, bei der Tunnelausfahrt die Bremsbeläge wechseln zu müssen, allerdings liegt das Tempo dann bei 60 km/h. Sorry, lieber nachfolgender Verkehr.
Als die Straße wieder eben erscheint, verrät ein Schild an der Tunneldecke, dass wir uns gerade 223m unter dem Meeresspiegel befinden – ein komisches Gefühl. Das hält allerdings nicht lange, denn schon geht es nun bergauf. Schalten lohnt nicht und so geht es im dritten Gang auch wieder Vollgas 4 km bergauf. Vollgas geht das übrigens wohl auch nur bei anderen: trotz Gebläsen an der Decke, ist im Tunnel voller Nebel oder wie man heute sagt „Feinstaub“. Die Luft ist nicht atembar – gottlob hat Oscar’s Lüftung eine Umluftfunktion!
Ein wenig verwirrt tauchen wir am Ende der Röhre wieder aus dem Höllenschlund auf. Zweimal rechts und schon stehen wir auf dem Stellplatz an einer kleinen Marina.


Es muss wohl mit Übermut zusammenhängen, anders wäre ich nicht auf die Idee gekommen, noch „schnell“ unseren knatternden Druckschalter von der Frischwasserversorgung zu wechseln – ein Ersatzteil befindet sich an Bord. Als ich den Druckschalter eingebaut und den Tank befüllt habe, stelle ich fest, dass der Schalter immer noch knattert, nun aber die Pumpe gar nicht mehr aus geht. Also: Wasser wieder ablassen, Schalter zurückbauen, Pumpe wechseln (ebenfalls eine in Reserve dabei). Es ist 23:30, als alles wieder beisammen ist, die neue Pumpe verbaut ist, der Tank voll ist, ich klatschnass bin (weil es in der Zwischenzeit angefangen hat, sintflutartig zu regnen) und die Wasserversorgung immer noch knattert. Ich gebe auf und wir gehen alle schlafen.
Lektion des Tages: in Verkehrsangelegenheiten braucht sich Norwegen nicht hinter Frankreich verstecken, Tunnel müssen NICHT eben sein und müffeln und „schnell“ ist wieder einmal nichts geschafft.

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